Unterricht mit Abstand wegen Corona

Bildungsprojekt Jahresbericht 2021

Der Jahresbericht 2021 unseres Bildungsprojekts Süd-Indien e.V.

Liebe Spender*innen, Paten*innen und Freunde*innen des Bildungsprojekt Süd-Indien e.V.,

vielen herzlichen Dank, dass Ihr auch in diesem zweiten turbulenten Jahr in Folge unser Projekt unterstützt habt und hoffentlich auch weiterhin unterstützen werdet. 2021 war ein Jahr, das wahrscheinlich überall auf der Welt von der Corona Pandemie geprägt war; auch unser Bildungsprojekt und vor allem das Leben der Bildungsprojektkinder wurde davon beeinflusst. Trotz allem war es ein erfolgreiches Jahr für unser Bildungsprojekt Süd-Indien e.V.. Durch Eure Unterstützung und unsere gemeinsamen Bemühungen konnten wir viel Gutes erreichen.

Seit März haben die höheren Klassenstufen in Tamil Nadu, die vorher Fernunterricht via Fernsehprogramm bzw. manchmal auch über das Internet Online- Unterricht hatten, wieder Präsenzunterricht. Am 1. November sollte auch für die Klassenstufen 1 - 8, die 18 Monate lang gar keinen Unterricht hatten, endlich wieder die Schule beginnen, wobei sich der Schulstart in der Region um Kadambadi wegen starker Regenfälle noch einmal um Wochen nach hinten verschoben hat. Aber jetzt ist endlich überall die Schule wieder gestartet. Fernunterricht war für die meisten Kinder eine riesige Herausforderung, da sie es bisher nicht gewohnt waren, selbständig zu lernen. Außerdem haben die meisten Bildungsprojektkinder nicht die Infrastruktur, um von zu Hause aus Lernen zu können. Viele haben gar keinen Fernseher oder mussten sich von den Eltern das Smartphone ausleihen, um am Unterricht teilnehmen zu können. Und dann wurden die Smartphones auch oft gar nicht zum Lernen, sondern lieber zum Daddeln und Surfen genutzt. Zudem verfügen gar nicht alle Familien über ein Smartphone. Hinzu kommt, dass die Kinder kein eigenes Zimmer haben, in das sie sich für den Fernunterricht oder zum Lernen zurückziehen können; viele Hütten haben nur einen Raum und verfügen nicht einmal über einen Tisch und einen Stuhl. Für die meisten Kinder waren es jetzt schlicht eineinhalb Jahre ohne Unterricht.

Im Bildungszentrum haben wir in dieser Zeit, bis auf kurze Unterbrechungen während der harten Lockdowns, weiterhin zumindest für die höheren Klassenstufen Nachhilfe, und somit de facto den einzigen Unterricht überhaupt, angeboten. Dazu haben wir das bisherige Nachhilfeangebot ausgeweitet und weitere Unterrichtseinheiten in kleinen Gruppen ermöglicht. Diese Unterstützung wurde dankend angenommen. Wir sind aber noch immer auf der Suche nach einer weiteren Lehrkraft. Das stellt sich gerade in den Coronazeiten als eine besonders schwierige Aufgabe heraus. Aber wir bleiben weiter dran. Zurzeit helfen ganz besonders Palanis Brüder sehr viel ehrenamtlich aus, damit wir die Nachhilfe in diesem Stil anbieten können. Auch den Yogaunterricht haben wir bis auf die zeitweisen Unterbrechungen fortsetzten können. Die im letzten Jahr ausgebildeten Yogalehrer*innen haben in kleinen Gruppen regelmäßig Yoga angeboten, was für alle Bildungsprojektkinder eine willkommene Abwechslung und Ablenkung von dem sonst herausfordernden Alltag war. Außerdem war unsere Bibliothek fast täglich geöffnet. Da wir immer noch keine Bibliothekarin bzw. keinen Bibliothekar gefunden haben, war vor allen Dingen Palanis Bruder Chandru ehrenamtlich sehr engagiert, die Bibliothek für die Kinder zu öffnen und sie für das Lesen und die Geschichten zu begeistern. So konnten Sie die freie Zeit nutzen, Neues kennen und schätzen zu lernen; zum Beispiel, dass Bücher nicht nur Schule und Lernen bedeuten, sondern auch Geschichten erzählen und viel Freude bringen können.

Als im Mai in Tamil Nadu wieder ein neuer Lockdown verhängt wurde, haben wir eine große Corona Hilfsaktion für die ärmsten in Kadambadi und unsere Patenkinder sowie deren Familien gestartet. Neben dem Leid, das durch die Erkrankung und die mangelnde medizinische Infrastruktur etc. entstanden ist, waren auch die wirtschaftlichen und existenziellen Probleme durch den Lockdown riesig. Die Menschen sollten zu Hause bleiben, viele Tätigkeiten waren verboten, die meisten Geschäfte blieben geschlossen. Ganz besonders hart hat das die Ärmsten, die sich ihren Lebensunterhalt als Tagelöhner*innen oder als Haushaltshilfen verdienen, getroffen. Sie konnten nicht mehr arbeiten gehen und hatten kein Einkommen mehr. Während die meisten Leute nun von Ihren Ersparnissen lebten oder ihren Goldschmuck verkauften, standen die Ärmsten, die solche Rücklagen oder Sicherheiten nicht hatten, vor dem Nichts. Es waren vor allem Adivasi (indigene Bevölkerung) in Kadambadi, die die ärmste und strukturell benachteiligste Gruppe in Kadambadi darstellt, aber auch weitere besonders arme Familien aus dem Bildungsprojekt. Sie alle haben wir, insgesamt über 130 Familien, dank Eurer großzügigen und schnellen Spenden, mit Lebensmitteln versorgen können, damit sie diese schwere Zeit überstehen konnten. Damit verbunden haben wir auch Aufklärung über das Coronavirus, seine Auswirkungen und wie man sich und andere schützen kann angeboten. Das war eine große Aufgabe, die viel Zeit und Energie gebraucht hat. Wir waren sehr positiv überrascht, gerührt davon und tief dankbar, eine so große spontane und schnelle Hilfsbereitschaft von Euch zu erleben. Wir sind sehr, sehr froh und stolz, dass wir durch Eure Unterstützung dort schnell helfen konnten, wo es in diesem Moment so dringend gebraucht wurde.

Glücklicherweise konnten wir auch 2021 neue Pat*innen gewinnen. Es gibt immer wieder eine gewisse Fluktuation sowohl von Seiten der Pat*innen als auch von Seiten der Kinder, aber insgesamt sind die Patenschaften eine wertvolle Institution, Kinder langfristig zu unterstützen. Aktuell gibt es im Bildungsprojekt 20 Patenkinder, die von 17 Pat*innen unterstützt werden. Bei einer Patenschaft unterstützt Ihr ein ausgesuchtes, besonders bedürftiges Kind und bekommt mindestens einmal im Jahr einen Brief von uns mit Neuigkeiten von eurem Schützling. Eine Patenschaft beläuft sich auf mindestens 30,- € im Monat. Damit können die Basiskosten wie Schulmaterialien, Schuluniformen, Schuhe und die Fahrtkosten zu weiterführenden Schulen bezahlt werden. Wenn Ihr eine Patenschaft übernehmen möchtet, schreibt uns oder sprecht uns gerne darauf an.

Wir freuen uns natürlich aber auch sehr über alle einmalige kleine und große Spenden von Privatpersonen, genauso wie von Unternehmen und Betrieben. Diese Spenden sind unerlässlich, um die vielen laufenden Kosten - von den Gehältern der Lehrerin und unseren Helfer*innen vor Ort über die Stromrechnung des Bildungszentrums bis zu den Gebühren für die Aufnahmeprüfungen an weiterführenden Schulen oder Universitäten - tragen zu können. Ein großes Dankeschön möchten wir Hans Gantner aussprechen, der sein Geburtstagsfest genutzt hat, um für Spenden für unseren Verein zu werben und statt um Geschenke um Spenden für unser Bildungsprojekt gebeten hat.

Wir möchten uns bei allen Spender*innen und den Pat*innen von ganzem Herzen bedanken. Nur mit Eurer Unterstützung kann das Bildungsprojekt bestehen und nur durch Euch können wir Kindern dabei helfen, durch Bildung eine Tür zu einer selbstbestimmten und sicheren Zukunft zu öffnen. Wir sind zuversichtlich, dass es mit Eurer Unterstützung auch 2022 trotz aller Widrigkeiten wieder ein erfolgreiches Jahr für unser Bildungsprojekt werden wird.


Mit herzlichen Grüßen, großem Dank und Namaste

im Namen des gesamten Bildungsprojekt Süd-Indien e.V.

Florian, Katja, Palani und Ronja



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Weitere Informationen und Bilder findet Ihr unter www.bildung-indien.com.